Akt II  
         
    Berge    
    Madame Claire    
       

Auf seinem Skateboard fühlte Rob sich frei! Wind um die Nase und Musik auf den Ohren ließen ihn so manchen Druck vergessen und Probleme kleiner erscheinen. Da der Zeltplatz nicht gerade idealen Untergrund für diese Leidenschaft bot, hatte es Rob in die nahen Berge verschlagen. Wie er über die Wochen gelernte hatte, gab es hier einen Wanderweg, der sich mit mäßigem Gefälle zwischen den Felsen hindurchschlängelte und der am späteren Abend praktisch nicht mehr benutzt wurde. Hier hatte der Skater alle Freiheiten.
Rob fuhr nun hangabwärts. Er genoss, wie die Landschaft an ihm vorbeirauschte. Wann immer er am Wegesrand eine Bank oder einen Rastplatz mit Tischen erblickte, verlangsamte er das Tempo und versuchte sich an dem Kunststück, mit dem Board auf die Bretter zu springen, darauf entlangzugleiten und auf der anderen Seite wieder sicher zu landen. Allzu oft endete dies mit einer Landung auf dem Hosenboden und dem einen oder anderen blauen Fleck. Doch je mehr Rob übte, deso mehr schien er die Kurve zu kriegen.
Der Skater hatte beinahe das Ende der Strecke erreicht, da bemerkte er etwas zu seiner Linken, das ihm bei früheren Ausflügen entgangen war. Abrupt brachte er das Board zum Stehen und kickte es mit einer flinken Bewegung in seine Hand. Dann wandte er sich der ungewöhnlichen Felsformation zu.
Rob fand einen dunklen Spalt, der sich nach innen verbreiterte. Eine Höhle! "Check das aus...", flüsterte der Junge. So weit er es in der Dämmerung erkennen konnte, stand er in einem geräumigen, ovalen Raum mit einer Decke von vier, fünf Metern Höhe.
'Fast wie im Zirkuszelt', fand Rob. Und im selben Moment wurde ihm klar, dass auch die Kunststücke, die er mit dem Skateboard auf Bänken und Tischen vollführte, sich im Grunde nicht viel von der Zirkusnummer mit dem Einrad unterschieden. Warum konnte er mit dem Board nur so viel besser umgehen?
Ein kleines Tier huschte vorbei. Ein Fuchs oder ein Dachs? In der Dunkelheit war das schwer zu erkennen.
'Weil ich dies hier will', beendete Rob seinen Gedanken, 'weil ich ein Skater bin!'
Glücklich über diese Erkenntnis verließ der Junge die Höhle und meisterte die letzten Kurven des Weges in Rekordtempo.

II. Die Priesterin