Akt II  
         
    Zirkusschule    
    Madame Claire    
       

Aber na klar! Elenas Gedanken rasten. Natürlich musste der Halunke zuerst seine Verkleidung wechseln und die Gesichtsfarbe abwaschen, wenn er nicht weiter als Phantom durch die Zirkusschule geistern und arme Schüler erschrecken wollte.
Also stürmte Elena zu den Sanitäranlagen - Wagen mit Duschen und Toiletten. Sie suchte alles ab. Nur war außer einer Damentoilette alles frei. 'Gerade, wenn man es nicht braucht', dachte Elena.
Doch es gab ja noch andere Möglichkeiten sich zu waschen. In der Dämmerung stolperte die Akrobatin über Gepäck und an einer Gruppe Schüler am Lagerfeuer vorbei, zu dem Gebirgsbach, der der Stadt im Tal ihren Namen gab.
Elena suchte ein Stück bergabwärts und wurde bald der kräftigen Gestalt gewahr, die sie gesucht hatte. Sie fand Clooney über den Fluss gebeugt, das Gesicht mit einem Handtuch abreibend.
"Erwischt!", rief Elena und zeigte auf den unmaskierten Clown.
Der drehte sich herum. "Von Respekt hast du wohl noch nichts gehört?"
"Ist es Respekt, einer fleißigen Schülerin aufzulauern und ihr Angst einzujagen?", entgegnete die Akrobatin. "Ich habe nichts verbrochen. Wenn jemand Probleme macht, dann Rob."
Der Lehrer setzte eine ungewohnt ernste Miene auf. "Irgendwann musst du lernen, die Anderen zu verstehen. Es kann nicht jeder so engagiert sein wie du. Wie oft warst du schon in der Zirkusschule?"
"Dieses Jahr ist mein dritter Sommer", erklärte Elena. "Ich lebe für Zirkus!"
"Genau das ist es. Du musst einsehen, dass nicht jeder so viel Können und Erfahrung mitbringt. Und nicht jeder hat deine Begeisterung. Rob zum Beispiel. Er wird mit dem Druck nicht fertig. Ich wünschte, du würdest das einsehen und nicht irgendwann schmerzhaft erfahren."
Elena wirkte nachdenklich. Doch sie versicherte: "Wir sind gut. Ich weiß es, wir schaffen die Nummer. Und am Ende werden alle verblüfft sein."

  II. Die Priesterin