Aber na klar! Elenas Gedanken rasten. Natürlich
musste der Halunke zuerst seine Verkleidung wechseln und die Gesichtsfarbe
abwaschen, wenn er nicht weiter als Phantom durch die Zirkusschule geistern
und arme Schüler erschrecken wollte.
Also stürmte Elena zu den Sanitäranlagen - Wagen mit Duschen
und Toiletten. Sie suchte alles ab. Nur war außer einer Damentoilette
alles frei. 'Gerade, wenn man es nicht braucht', dachte Elena.
Doch es gab ja noch andere Möglichkeiten sich zu waschen. In der
Dämmerung stolperte die Akrobatin über Gepäck und an einer
Gruppe Schüler am Lagerfeuer vorbei, zu dem Gebirgsbach, der der
Stadt im Tal ihren Namen gab.
Elena suchte ein Stück bergabwärts und wurde bald der kräftigen
Gestalt gewahr, die sie gesucht hatte. Sie fand Clooney über den
Fluss gebeugt, das Gesicht mit einem Handtuch abreibend.
"Erwischt!", rief Elena und zeigte auf den unmaskierten Clown.
Der drehte sich herum. "Von Respekt hast du wohl noch nichts gehört?"
"Ist es Respekt, einer fleißigen Schülerin aufzulauern
und ihr Angst einzujagen?", entgegnete die Akrobatin. "Ich habe
nichts verbrochen. Wenn jemand Probleme macht, dann Rob."
Der Lehrer setzte eine ungewohnt ernste Miene auf. "Irgendwann musst
du lernen, die Anderen zu verstehen. Es kann nicht jeder so engagiert
sein wie du. Wie oft warst du schon in der Zirkusschule?"
"Dieses Jahr ist mein dritter Sommer", erklärte Elena.
"Ich lebe für Zirkus!"
"Genau das ist es. Du musst einsehen, dass nicht jeder so viel Können
und Erfahrung mitbringt. Und nicht jeder hat deine Begeisterung. Rob zum
Beispiel. Er wird mit dem Druck nicht fertig. Ich wünschte, du würdest
das einsehen und nicht irgendwann schmerzhaft erfahren."
Elena wirkte nachdenklich. Doch sie versicherte: "Wir sind gut. Ich
weiß es, wir schaffen die Nummer. Und am Ende werden alle verblüfft
sein."
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