Dann war Lynn an der Reihe. Sie betrat die Manege in
einem weiten, schwarzen Umhang und mit einem spitzen Hut auf dem Kopf,
den viele kleine Sterne zierten. Zu regelmäßigen, dumpfen Paukenschlägen
marschierte sie mit ausgebreiteten Armen auf ein Podest zu, das sich in
der Mitte der Manege befand.
Sie hob ihren Zauberstab, und die Musik stoppte.
"Meine Damen und Herren", kündigte Lynn mit - so gut das eben ging - gebieterischer
Stimme an, "die Kunst einen weißen Pudel einzufärben, ohne sich dabei
eines Tröpfchens Farbe zu bedienen!"
Ein Raunen ging durch die Menge, als aus dem Manegeneingang mit kleinen,
aber flinken Trippelschritten ein weißer Pudel gelaufen kam.
Mit einem Hüpfer nahm er Platz auf dem Podest vor Lynn. Die Zauberin belohnte
das mit einem Hundekuchen.
"Meine Damen und Herren, ein ganz gewöhnlicher weißer Pudel, habe ich
recht?"
Die Zuschauer nickten gespannt.
Lynn bot eine weitere Leckerei an, hielt sie jedoch zu hoch für den Hund.
Der Pudel sprang, verfehlte den Köder jedoch. Lynn lockte weiter und trieb
so den Hund zu immer höheren Sprüngen an.
"Meine Damen und Herren: Seide zu Pech, Schwefel zu Quarz, weißer Pudel
werde schwarz!"
Der Pudel sprang über ihre Schulter, schnappte sich seinen Bissen und
verschwand.
Im selben Moment erschien jedoch zu Lynns Füßen auf dem Podest ein schwarzer
Pudel! Schmatzend genoss er die Hunde-Leckerei.
Applaus brandete auf, die Zuschauer trampelten mit den Füßen, und ein
paar pfiffen sogar vor Begeisterung.
Lynn schien ein Stein vom Herzen zu fallen, und sie fügte schmunzelnd
hinzu: "Kommen Sie auch im nächsten Jahr wieder. Dann machen wir ihn rot!"
Einige lachten.
Die Magierin setzte ihren Hut ab und verbeugte sich ausgiebig in alle
Richtungen vor der Menge.
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